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Schüler ebnen Weg über den großen Teich

Bad Ems / Singhofen. Eine ganz besondere Unterrichtseinheit beschäftigte den Leistungskurs Erdkunde der Jahrgangsstufe 11 (demnächst 12) des Goethe-Gymnasiums Bad Ems: Die Firma Ridder aus Singhofen hatte die mehr als 20 Schüler mit einer Beratungsdienstleistung beauftragt, in der es darum ging, den Markt für den Badausstatter in den USA zu erschließen. Dahinter steckt ein Schülerprojekt, das Ridder im Jahr 2015 gemeinsam mit dem Goethe-Gymnasium erarbeitet hat. Unter der Federführung der Erdkundelehrerin Janine Wittfeld war der Kurs ein Jahr lang immer wieder mit Recherchen, Analysen und Auswertungen beschäftigt. In einer Abschlusspräsentation stellten die Schüler dem Geschäftsführer der Firma, Marc Ridder, und dem Ressortleiter, Lars Gemmer, die Ergebnisse vor.

„Uns war es wichtig, für die Schüler die reale Welt und den Lehrplan zu verknüpfen“, erklärt Schulleiter Joachim Baldus. So füllte das Projekt die theoretischen Inhalte des Unterrichts mit vielen praktischen Erfahrungen. Denn natürlich beschäftigten sich die 11-Klässler im Rahmen des ganzjährigen Projekts nicht nur auf dem Papier mit dem Thema, sondern erlebten unter anderem bei einer Betriebsbesichtigung in Singhofen auch Wirtschaft live und in Farbe. „Die Zusammenarbeit mit der Schule macht Spaß“, sagte Marc Ridder. „Die Jugendlichen erfahren, was sie in einer solchen Firma nach der Schule erwartet.“ Die Firma selbst profitiert auch von dem Kontakt zu den Schülern, die das Unternehmen mit anderen Augen sehen und oft offener und kreativer Ideen entwickeln als eine erfahrene Unternehmensleitung. „Die Verzahnung von Schule und Unternehmen eröffnet Perspektiven für beide Seiten“, sind sich die Beteiligten einig.

Im Vorfeld hatten die Schüler unter drei Themen wählen können. „Ich war davon ausgegangen, dass sie das Thema Neue Medien aussuchen, aber sie waren sich schnell einig und wählten den Vertriebsaufbau in den USA“, erzählt Marc Ridder. Dabei haben die Schüler Schwerpunkte auf das Vertriebspotenzial der Firma gelegt und eine Standortanalyse erstellt. Zusätzlich haben sie sich auch mit dem Thema Designkompatibilität beschäftigt. Herausgekommen ist ein umfassendes Konzept, wie dem Unternehmen der Schritt über den Atlantik gelingen könnte. Nach Analysen der Bevölkerung und deren Kaufkraft und der Kulturkreise empfehlen die Schüler zum Beispiel, die Zielgruppe auf die mittlere Altersschicht festzulegen. Sie untersuchen rechtliche Rahmenbedingungen oder Produkthaftung, nahmen das Zollsystem unter die Lupe und gaben Tipps zur Auswahl des Handelspartners. Und die entwickelten schließlich eine mögliche Zusammenarbeit mit dem Shopping-Kanal QVC.

Als interessantes i-Tüpfelchen verglichen sie das Design der Produktpalette der Firma Ridder mit dem amerikanischen Markt und Geschmack und kamen dabei auf manche Übereinstimmungen. Die floralen Ridder-Muster auf Duschvorhängen etwa müssten sich gut verkaufen lassen, auch die Meerestiere oder humorvolle Motive (duschende Autos und Ähnliches) treffen den amerikanischen Geschmack. Um aber das ganze Spektrum des Übersee-Gustos abzudecken, müsste Ridder das Design-Sortiment erweitern – nämlich um den sogenannten Boho-Stil (Hippie-Stil) und um saisonale Produkte. Denn in den USA brummt der Markt auch für Duschvorhänge mit Weihnachtsmann und Halloween-Kürbis. In Deutschland ist damit kein Blumentopf zu gewinnen. Marc Ridder und Lars Gemmer zeigten sich begeistert von der Arbeit der Schüler und lobten ausdrücklich das Engagement und die Ergebnisse, die sich zu großen Teilen auch mit den Erkenntnissen der Unternehmensleitung decken (was zeigt, dass die Schüler gut und richtig recherchiert haben) und hier und da einen neuen Blick auf die Möglichkeiten werfen. Für die Schüler des Erdkundeleistungskurses war das Projekt auf jeden Fall spannend – das bestätigten die Jugendlichen unisono.

Quelle: Rhein-Lahn-Zeitung, Ausgabe Nr. 178 vom 02.08.2016

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